Bundesliga, 6. Spieltag
27.09.08, 15:30 Uhr
Westfalenstadion Dortmund
Borussia Dortmund - VfB Stuttgart
Zuschauerprognose: 71400 (darunter 2900 Gäste)
"Da steht ein Opa im Tor" oder
Wieder zurück zur Lieblingszeit
26.09.08
Der plötzliche Zuschauerschwund beim 2:1-Pokalsieg gegen Hertha BSC Berlin war nicht allein mit den beiden Niederlagen gegen Udine und Hoppenheim zu erklären. Nicht etwa mit einem geschockten Klopptimismus. Auch nicht mit dem fünften BVB-Spiel in zehn Tagen. Sowieso nicht als kalkulierende Reaktion auf die zähe Weltwirtschaftskrise, für die durchschnittlich vierzig Euro für einen Sitzplatz Peanuts sein werden. Eher lag es an der berufstätig ungünstig frühen Anstoßzeit um 19:00 Uhr zugunsten eines Topspiels der Bauern. Und an der weiterhin unattraktiven Ausstrahlung des blau-weißen Hauptstadtvereins und seiner langweiligen Spielweise, die Primo-Klimo mit einem begnadeten Joker-Flugtor in der ersten Verlängerung zurecht bestrafte.
Wie gut kommt da wieder ein Bundesligaspiel zur traditionell schönen Anstoßzeit an einem Samstag um 15:30 Uhr.
Der Gegner soll wieder zurückführen in UEFA-Cup-Platz-nahe Höhen, hoffentlich spielerisch. Der VfB Stuttgart kämpft auch mit der Dreifachbelastung aus UEFA-Cup, Bundesliga und DFB-Pokal. Nach einer UI-Cup-Sommerpause qualifizierten sie sich wie wir für die 1. europäische Hauptrunde und kamen zu einem glücklichen 2:1-Auswärtssieg im bulgarischen Varna. Im Pokal stehen sie wie wir im Achtelfinale, nach einem glanzlosen 2:0 gegen Bielefeld, während wir 120 Minuten krampfen mussten.
In der DFL auswärts mit einem 3:1 in Mönchengladbach und einem 0:0-Derby in Hoppenheim stehen sie mit nur vier Gegentoren auf dem dritten Platz. Trotz der Verletzungen von Bastürk, Pardo und Delpierre und auf der Bank von Trainer Veh warten Magnin, Simak und Ljuboja.
Fügten die Schwaben mit die schlimmsten Dortmunder Heimniederlagen zu mit den beiden 4:0 vom November 1971 und Mai 1993, verschmerzt diese Bilanz ein Rückblick auf die erste Bundesliga-Saison: im März 1964 fertigten die Borussen die Baden-Württemberger mit 7:1 in der Roten Erde ab. Einmal Brungs, ein Doppelschlag von Emmerich und viermal Konietzka bescherten diesen höchsten Tortriumph, hinter dem 9:3 gegen Kaiserslautern.
Hoch in der Tabelle oder ein Punkt?
Von insgesamt 40 Heimspielen gingen 12 verloren, 10 endeten Unentschieden, aber 18 mit einem schwarzgelben Sieg.
Das letzte war ein Dienstagsduell vom Mai, das beide Vereine aus entgegengesetzten Saisonzielen führte. Ersatzgeschwächt konnte der Doll-BVB mit 3:2 gewinnen und rettete sich von der Abstiegszone. Der damalige Deutsche Meister entfernte sich nicht nur weit von der Champions League, sondern verabschiedete sich sogar von der UEFA-Cup-Qualifikation.
Für uns beendete dieser wichtige Sieg immerhin einen sechsjährigen torlosen Mißerfolg zu Hause gegen Stuttgart.
Nach einem überraschenden 1:0 von Tinga köpfte Gomez zu Beginn der zweiten Hälfte gegen Ersatzkeeper Höttecke zum 1:1 ein. Ein Freistoßtor von Frei legte Alex nach Valdez-Vorarbeit zum 3:1 gegen den schwächelnden Torwart Schäfer nach, bevor erneut Gomez kosmetisch verkürzte.
Damals: Internet-Kampagne pro Ex-Schxxxxr
Wie wir in der Abwehr hat Stuttgart im Tor gehandelt und einen alten Bekannten aus der pfundigen Premier League gelotst.
An Jens Lehmann polarisieren sich die Gemüter.
Auf der einen Seite zehn Jahre Schxxx, Aufstieg des unsäglichen Vorortvereins in die Bundesliga, UEFA-Cup-Gewinner und erster Torwarttorschütze überhaupt, ausgerechnet im Derby.
Auf der anderen Seite vier Monate AC Milan und dann zu Weihnachten 1998 Nachfolger von Stefan Klos im BVB-Tor, das er in vier Jahren 129mal hütete. Lehmann holte mit die letzte (und seine einzige) Deutsche Meisterschaft 2002 und stand im verlorenen UEFA-Cup-Finale gegen Feyenoord Rotterdam. 2003 bekam er kurioserweise von Schiedsrichter Fandel wegen Streits mit Mitspieler (!) Amoroso die Rote Karte:
Der notenschwache Pfeifenpianist beim Forte falso
Mit seiner Frau Conny hat er übrigens den von ihr mit Knut Reinhardt (früher populärer BVB-Verteidiger-Knuuut, heute beliebter Grundschullehrer in Dortmund-Kley) gemeinsamen Sohn adoptiert.
Der bei seinen Vereinen wie in der Nationalmannschaft wechselhaft beliebte Keeper geht in seine 335. Bundesligapartie vor dem Duell mit Bremen am kommenden Samstag.
In einem sicher taktisch geprägten, für uns sehr schwierigen Match wird er hoffentlich viel zu tun bekommen von unsere Schwarzgelben und vielleicht muß er wieder einen Spickzettel beim Elfmeter rausholen:
"Frei 13 links halbhoch, aber unhaltbar".
Letzte VfB-Choreo vor dem Derby gegen Karlsruhe
Ob es Klopps erster BVB-Heimsieg wird, bleibt abzuwarten. Am Sonntag darauf kommt noch Hannover, bevor es in die zweiwöchige Länderspielpause geht bis zu unserem Spiel in Bremen.
Nach solidem Beginn hat die Abwehr seit Hummels Ausfall Probleme und der perfekt verteidigende Kovac hat sich im Pokalspiel verletzt. Es sieht nach Lee, Subotic, Santana und Schmelzer aus.
Vor allen fehlt Kuba im Mittelfeld. Seine Energie und Torgefahr hat uns stark gemacht. Bleibt zu hoffen, daß Sahin den formschwachen Hajnal mit Traumpässen ersetzen kann.
Eine Punkteteilung wäre momentan und gegen dieses Team der effektivere Weg, über ein "Kampfspiel gegen den Ball". Dann hätte auch die überstrapazierte "Humba" mal eine Pause.
Bei zehn Euro Wetteinsatz würde die 0-Quote doch glatt eine Sitzplatzkarte wieder einspielen...
So könnten sie spielen (26.09.08):
Weidenfeller
Lee, Subotic, R. Kovac (Santana), Schmelzer
Kehl - Tinga, Kringe (Kruska) - Sahin (Hajnal)
Valdez, Frei (Klimowicz)
Lehmann
Osorio, Boulahrouz, Tasci, Boka (Magnin)
Khedira - Hilbert, Hitzlsperger - Lanig
Cacau (Marica), Gomez
Schiedsrichter: Dr. Brych (München)
Der 33jährige Jurist pfiff zehn BVB-Spiele in Bundesliga und Pokal, nur eine Niederlage, drei Unentschieden und sechs Siege, darunter das 3:1 im Pokal in Essen und das 2:1 letzte Saison in... Stuttgart