Drei Punkte für Dreifaltigkeit
19.12.08
Der 99. Geburtstag stand an und Borussia bat zum ökumenischen Gottesdienst in die Dreifaltigkeitskirche. Mal was anderes zwischen Feierabend und Wochenende, nur das schlechte Gewissen plagte, doch so wenig in die Kirche zu gehen außer an Ostern oder Weihnachten. Mit der U44 Richtung Westfalenhütte hieß der Ausstieg natürlich Borsigplatz und selbst der Anblick am winterlichen Abend läßt warme Erinnerungen an die Erfolgsfeiern von 2002, 1997-95 und weiter rückwärts aufkommen. Wo nun die riesige Eiche im Kreisel weihnachtliches Lichterkleid trägt, jubelten wir dem Mannschaftskorso zu.
Auf einem Abstecher in die Oesterholzstraße gingen wir zur eigentlichen Gründungsstätte, dem ehemaligen Restaurant “Zum Wildschütz”. Heute weilt in dem beige-hellroten Jugendstilhaus eine Imbissbude “Pommes Rot-Weiß” und in einer kargen Holzsitzecke wird dem BVB mit Trikots, Schals und Unterschriften gehuldigt. Zum heutigen Geburtstag allerdings gab es keinen speziellen Anlaß, eine Veranstaltung zu organisieren, nicht einmal von Seiten der vielen Fanclubs. War es doch hier, wo der BVB erst zu Vereinsstatuten gelangte und das historisch hätte würdigen können. Vielleicht zum Hundertsten. Bis dahin gehen noch viel Currywurst, Pommes und Pilsken über die Theke.
Der historische Ort, wo alles begann - nicht mehr als eine Kneipenecke
Einen Abstoß weit entfernt ging es in die Flurstraße, um zu beten, zu singen und alles Gute zu wünschen. Die hohen Sandsteintürme ragten in den Abendhimmel und an das Mauerportal war die BVB-100 festlich illuminiert. Auf einer Großbildleinwand wurde der Gottesdienst nach draußen übertragen, aber dort standen nur wenige, weil die Kirche entgegen Gerüchten doch für alle Fans geöffnet war. Im Kirchenschiff fanden sich etwa 200 Gäste ein, die der Orgel, dem Chor und den Reden und Predigten andächtig lauschten. Der Pfarrer gab zu, daß an diesem Abend neben dem Heiligabend der größte Andrang im Kirchenjahr sei und plädierte für ein Verbot der Sonntagsspiele. Borussia war zum 99. Geburtstag endlich zurück an seine Wurzeln gekehrt und noch nie spürte man diesen religiösen Ursprung so intensiv wie unter der Holzvertäfelung mit den Gewölbegängen. An den Pfeilern war die Dauerausstellung “Fußball – Kirche – Gottvertrauen” über die Gründungsgeschichte installiert, unter der Orgel hing eine große BVB-Fahne, während neben dem Alter eine neue Traditionsfahne auf den Segen des Pfarrers wartete.
Wir stehen zu unserer Kirche
Vom Verein waren Präsident Rauball und Vorstandsvorsitzender Watzke anwesend, Sportdirektor Zorc, Stadionsprecher Dickel und die Spielerlegenden Held, Kurrat und Redder wurden auch gesichtet. Der aktuelle Kader samt Trainern war nicht anwesend und wartete wohl schon auf die Einladungseröffnung des Borusseums im Westfalenstadion.
Die anwesenden Gäste sangen die Lieder und Hymnen inbrünstig mit und so manches Mal erschallte in Kirchen sonst ungewohnter, sportlicher Applaus in der Dreifaltigkeitskirche, nicht zuletzt bei der Rede des zusätzlich eingeladenen muslimischen Imam der Moschee vom Borsigplatz. Viele Glückwünsche vereinten sich in diesem würdigen Rahmen und pünktlich um 19:09 Uhr wurde die neue Traditionsfahne gesegnet und von den Spielerlegenden hinausgetragen. Draußen gab es noch unerwartet feste Händedrücke mit dem Fanbeauftragten und den überraschten Direktoren Zorc und Watzke. Herzlichen Glückwunsch auf dem Weg ins Hundertjahrwunder! Möge Gott mit uns sein im Heiligen Geist und durch Jesus Christus. BVB, Amen.