Guten Morgen, liebe Profis!
Das 0:5 vom Vorabend stand in den tristen Regenwolken über Dortmund-Brackel. Das BVB-Trainingsgelände war bis auf ein paar Autos und einen Ordner wie leer. Die Umgebung aus Baustellen und Baggern passte zur Tagessituation. Es gab Wichtigeres als hier zu sein. Obwohl hier ja ein zukünftiger Wirtschaftsstandort Dortmunds entsteht.
Mich interessierte nur, was geschehen würde am nächsten Morgen nach der versemmelten Pokalfinalgeneralprobe. Verlieren kann man in Bayern – den letzten Sieg gab’s 1991 – und diese Höhe gab’s auch schon 2005. Selbst Tore schießen gegen den designierten Meister gelang den Bundesliga-Gegnern gerade 16mal.
Also hätte man es erwarten können. Aber was in den Internet-Foren über den BVB an Pech und Mißmut ausgeschüttet würde, blieb bis heute im Montagmorgenwetter. Wie würde die Profiabteilung vom Ballspielverein Borussia auf diese sportliche Offenbarung reagieren?
Nach dem Sonntagnachmittag ging es sicher mit dem Flieger zurück nach Westfalen. So ließ sich um 10 Uhr noch keiner der geschundenen Pokalfinalprofis blicken. Limousinen gab es kaum zu sehen. Die Ordner fachsimpelten mit Medienvertretern. Während die Gesten auslandender wurden, hörte man es aus dem Holzzweckbau keinen Laut.
Auf dem Rasen gingen fünf Greenkeeper mit Mistgabeln ihre Rasenpflegerunden. So langsam rollten die ersten Kiebitze auf den Parkplatz vor dem Zaun. Aber mehr als acht Neugierige mit verinnerlichter Wut sollten es nicht werden. Es wurde so interessant wie auf einer störenden Autobahnbaustelle.
Park & Hide
Nach einer längeren Teambesprechung mit Videoanalyse trotteten um kurz vor 11 dann die Hoffnungshelden auf den Platz. Teddy erklärte Dede nochmal sein Abwehrverhalten beim 0:2. Amedick im gelben Sweatshirt und Buckley in schwarzer Regenjacke und Mütze schnappten sich gleich einen Ball und spielten schnelle Kurzpässe. Der Rest stand unwillig dabei und wartete auf den Trainer und das heutige Programm. Kehl und Kovac waren nicht anwesend.
Doll und Zumdick starteten mit Brzenska, Buckley und Federico Lauf- und Dehnübungen, während Teddy de Beer Alexander Bade mit Medizinball im Tor trainierte. Kuba rannte inzwischen seine Platzrunden mit Blick auf die Stoppuhr. Soviel Einsatz wurde von mir mit einem freundlichen „Kuba“ begrüßt, was er mit einem Handwinken beantwortete. Ist Kuba der Geheimtrickser für Berlin?
Wörns mit alten, müden Beinen trottete allein vor Petric, Kringe, Valdez, Dede – mit gelbem Sweatshirt – und Tinga her, bevor diese nach einer Viertelstunde ihr morgendliches Auslaufen beendeten.
Die Kiebitze mit bunten Regenschirmen riefen: „Schon fertig? Weiterlaufen! Ihr habt doch Mützen auf!“
Beim Pass-Verteidigungsspiel war Teddy der einzige, der heute Bock auf Training hatte. Einen Tag nach dem 0:5, zwei Tage vor dem Hannover-Heimspiel und fünf Tage vor dem Pokalfinale schüttete der Dauerregen stärker, während ein Dutzend Spieler aus Ersatzbank und Trainerstab auf zehn Meter Radius um den nassen Ball kämpften. Ich fuhr dann auch weiter, um meiner trockenen Arbeit nachzugehen.
Wo stand auf der Werbebande? „Kraft für neues.“ Wenn so Energie produziert wird...