(c) Fliegende Südtribüne 1984 - 2010
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Vertrixt und zugeflixt!
30.06.08
Es war wie das Spiegelbild zur WM 1990. Nach überragendem Fußball wird Deutschland mit einem Glückssieg gegen Argentinien Weltmeister.
2008 hat Spanien jedes EM-Spiel gewonnen und mit nicht unbedingt attraktivem, aber schönem Kombinationsfußball und taktischer Cleverness die Europameisterschaft beherrscht. Ein verdienter Europameister nach 44 Jahren - ausgleichende Gerechtigkeit im Fußball. Vorher hatten die Niederlande, Russland und auch Türkei mit Sturmfußball begeistert, Titelverteidiger Griechenland, Schweden und Italien mit Mauertaktik eingeschläfert.
Für die BVB-Vertreter verlief die EM enttäuschend. Alex Frei konnte seiner Schweiz schon im ersten Spiel nicht mehr helfen, nachdem sein linkes Knie durch Foulspiel schwer verletzt wurde. Große EM-Hoffnungen der Co-Gastgeber wurden zerstört und die Saisonvorbereitung mit Dortmund fällt damit flach.
Robert Kovac und Mladen Petric scheiterten trotz eines Gruppensiegs im Viertelfinale nach Elfmeterschießen an der Türkei.
Während das Public Viewing zum Rudelgucken umgetauft wurde, bewies sich Deutschland wieder als Turniermannschaft und meldete sich nach dem letzten Triumph von 1996 zurück in Europa. Der erste Sieg nach zwölf EM-Jahren und am Ende Vize-Europameister in einem Wettbewerb, von dem sich Frankreich, die Niederlande und Italien überraschend früh verabschiedeten. Die Nationalelf besiegte Angstgegner Polen, hat sich nach dem Kroatien-Spiel gegen Österreich ins Viertelfinale gerettet - dank Ballack - und dann den Vize-Europameister von 2004 Portugal entzaubert. Gegen Türkei ein Halbfinal-Zittersieg und im großen Finale schlußendlich spielerisch chancenlos.
2008 ist Ballack aber kein Matthäus, weil der Kapitän einfach nicht die Erwartungen erfüllen kann. So sehr die Öffentlichkeit das auch beschönigt: das deutsche Mittelfeld ist gescheitert, weil es auf Einzelleistungen aufgebaut war. Frings, Ballack und Schweinsteiger sind Ego-Spieler und kein mögliches gefährliches Dreieck wie bei Spanien. Im Finale suchte Ballack hilflos in der Offensive Anspielstationen, statt das Spiel zu lenken. Hitzlsperger zielte auf Fernschüsse. Schweinsteiger versagte bei den wichtigen Standards. Und Podolski war außer einem Kopfstoßfoul komplett abgemeldet.
"Schweini - Poldi - Geili!"
Spanien war mit Torres als einzigem Stürmer gefährlicher als Deutschland mit Klose, Podolski und später mit Gomez und Nutellanyi, letzterer immerhin Miss Vienna.
Warum? Weil die IV mit Liverpools Sturmstar Probleme hatte und M & M ein heikles Turnier gespielt haben. Abstimmungs- und Stellungsfehler bei dem niedersächsischen Spaten und ein Metzelder, der sich für den neuen Beckenbauer hält, weil er mal bei Real Madrid spielt. Lahm muß nicht gegen Torres klären, sondern Lehmann. Er läuft weit hinaus und fällt am 16er wie auf der Torlinie. Kahn hätte sich direkt auf den Ball gestürzt oder den Torschuß verhindert.
Der geniale Paß kam von Xavi, der mit Iniesta, Senna und Fabrégas auf einem höheren Niveau spielte als alle anderen Teams. Trainer Aragones hat perfekt aufgestellt und gewechselt. Der älteste EM-Trainer beerbt zurecht Rehhagels Griechenland.
Löw hat als Trainer nur Klinsmanns Arbeit fortgesetzt. Er hätte im großen Kader mehr Konkurrenz auslösen können, wenn so viele mitreisen sollen. Diese Bayern- (und Ex-Bayern) Fraktion war einfach zu sehr gesetzt und auf sie das durchsichtige Spiel ausgerichtet. Klar, ohne Lahm, Ballack, Schweinsteiger, Podolski und Klose wäre Deutschland nicht im Finale. Aber rechtzeitige taktische Umstellungen mit Rolfes, Borowski, Trochowski und Odonkor hätten ein mächtig modernes 5er-Mittelfeld aufbauen können und uns vielleicht zum Europameister gemacht.
Auf dem Weg zur WM 2010 wird Deutschland nur mit einem besseren Mittelfeld Pokalerfolg haben.
Reste der VIP-Geschenke
Bis dahin grölen Pickel-Pocher, Christina Fieber-Stürmer und Aaah-Aaah-Revolverheld Fankultur-Brüller zum Vize-Europameister. So blieben uns Shaggy & Co. meistens erspart. Wir erinnern uns an Leverkusener Alpenstadien mit "Oooh-oh-oh-oh-oooh-ooh"-Gesängen vor dem Anstoß und nach dem Spiel. Dazwischen beliebige Begeisterung der chillenden Sitzplatzart. Erholen können wir uns auch vom öffentlich-rechtlichen Leer-Fernsehen mit Kommentatorkamellen, spannenden Bildstörungen und unzähligen Ticket-Gewinnspielen, wo man ein Cola-Glas gewinnt.
Danke Fans, daß Ihr das ertragen habt!
Südafrika - wenn sie dürfen - wird mehr rocken
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Heute waren schon 83 Besucher (99 Hits) & Borussen hier!
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