...so wie heut' Real Madrid (Ganz in Weiß aus der Geldwäsche)
Mittwoch, 19.08.09, 20:15, Westfalenstadion:
BVB - Real Madrid
18.08.09
94 + 65 + 35 + ... Diese monströsen Ziffern sprengten die Ablösesummen in der Fußballgeschichte. Sie wurden auf den Tisch geblättert bzw. im Tresor verriegelt bzw. andersweitig verhökert, um die Fußballrohstoffverarbeiter Ronaldo, Kaka und Benzema zu den "Galaktischen" in die königliche Hauptstadt zu holen.
Das blitzsauberweiße Fußball-UFO Real Madrid ist heute in Dortmund gelandet. Selbst das Haus- und Hofblatt der Ruhr-Nachrichten kam dem Real-Tross nicht zu nahe. Wer die Gigamegasuperduperstars am Flughafen Dortmund sehen wollte, sah sie nur aus der Ferne von der Maschine über Geheimgänge bis ins B1-Luxushotel Pullerman entkommen. Das scheint eine schwer wichtige Geheimmission zu werden, dieses Testspiel.
Wen hat sich der BVB da als Geburtstagsgast eingeladen? Wird das nicht alles zu teuer und kann man sich auf den TV-Rechtevermarkter Sportfive verlassen, daß dieses Spiel notwendig erhoffte Einnahmen bringt?
Ein Jubiläumsspiel wäre zu einem früheren Zeitpunkt besser gewesen, aber das kräftigste Mitspracherecht der Fans bleibt die Stimme im Stadion.
Egal, wollen wir nicht eine Feier runterziehen und nähern wir uns dem Mythos Real. Über vierzig Millionen Fans soll Real Madrid weltweit haben, fast 2000 Fanklubs, sogenannte Penas, und 500000 registrierte Inhaber der Real Madrid-Fankarte. Real hat sein eigenes Flugzeug und seinen eigenen Fernsehsender. Ein Großteil der einheimischen Spieler in der Primera Division entstammen den Kaderschmieden von Reals.
Auffällig ist, daß „El Real Madrid“ oder "El Madrid", wie sie in Spanien genannt werden, keine Aktiengesellschaft ist. Der Verein organisiert sich über die 85000 Mitglieder, die den Präsidenten wählen. Dies war bis Anfang des Jahres Ramón Calderón, der wegen Wahlmanipulation zurücktreten musste. Nachfolger ist sein Vorgänger Florentino Pérez, der einzige Kandidat, der sich dieser leidenschaftlichen Aufgabe stellen wollte, die manche für gefährlicher als den Job eines Toreros halten.
Seines Zeichens Chef der Grupo ACS (Bau und Telekommunikation), die auch an der Essener Hochtief-AG beteiligt sind, erlegte er einen Finanzstier nach dem anderen. Das Vereinsgelände konnte er in einem privatwirtschaftlichen Versteckspiel an der EU-Wettbewerbskommission vorbei schmuggeln und die Einnahmen in seinen sieben Amtsjahren um dreihundert Prozent steigern, ohne Nullstellen hinter dem Komma.
Bis heute ist Real Madrid der umsatzstärkste Fußballverein dieses Fußballplaneten.
Aki Watzke könnte sein Urlaubsspanisch nutzen, um dem Wunderheiler geldwerte Tipps für die KgGa zu entlocken, obwohl dann ein Rückfall in Fast-Bankrott-Zeiten einherginge. Die Drittelung ist der BVB ja schon eingegangen durch höhere Eintrittspreise, der Rest generiert sich in Madrid auch durch TV-Einnahmen und Marketing. Die Trikots von Ronaldo und Kaka dürften in so mancher Waschmaschine duftig gebleicht werden, der weiße Riese hat Konjunktur.
Es gab mal eine Zeit, da wurde der italienische Vereinsfußball dafür beschuldigt, den Fußball kaputtzumachen mit seinen astronomischen Ablösesummen und Spielergehältern. Das war die Zeit, in der der Stern von Borussia Dortmund am UEFA-Himmel aufleuchtete. Zunächst als Sternschnuppe jäh erloschen in den UEFA-Cup-Finals 1993 kehrte ein neongelber Komet 1997 zurück und schlug den später hochverschuldeten Zwangsabsteiger Juventus Turin im Champions League-Finale.
Angekommen im Jahr 2009 regiert zwar "der wertvollste Fußballverein der Welt", Real Mardid Club de Fútbol die Milliarden, der beste Verein aber ist Erzrivale Barcelona CF aus dem unabhängigen Katalonien, der amtierende Champions League-Sieger. Ob es in Europa zum "El Clásico" kommt, wird sich zeigen. Auf dem Fußballrasen. Mit Toren.
Aber der Mythos hinter der Fassade wirkt wie das ewige Problem der staatlichen Neuverschuldung. Alle wollen es nicht, aber können damit leben. Eher würde die FIFA im schlimmsten Fall das weiße Trikot als Friedensfahne einer bekriegten globalen Transferpolitik zücken. Und damit Andersdenkende mit dieser Situation nicht schlauer werden, führt Real seit dem letzten WM-Jahr auch die erste Fußball-Universität, u.a. in Sportunternehmensführung. Die Zukunft bleibt also realexistierende Mogelpackung im unschuldigen Weiß.
Testspiele gegen internationale Clubs waren immer ein Fest im Westfalenstadion. Erinnern wir uns das 4:0 gegen AS Rom, erinnern wir uns an das 4:0 gegen AC Milan. Die südeuropäische Arroganz erlag der westfälischen Bodenständigkeit. So soll es auch dem einstigen "weißen Ballett" ergehen, unter einer schwarzgelb dröhenden Mayday von der Süd, als Generalchorprobe für das viel wichtigere Heimspiel gegen Stuttgart.
Sportlich ist auch einiges gutzumachen. Nicht nur das 1:4 von Hamburg. Es gab noch keinen Sieg gegen die "Königlichen". Unser letzter Auftritt in der Champions League beendete ein Last-Minute-1:1 in der Zwischenrunde 2003.
Als glorreiche Titelverteidiger der Champions League bedeutete das "fehlende Tor", das Real-Chaoten vor dem Spiel niedergerissen hatten, das späte Ende im Halbfinale 1998, so lustig die Live-Übertragung auch gewesen sein mag:
Die honorigen Schattenlogen regieren das Geschäft, äh, den Verein
Heute waren schon 81 Besucher (97 Hits) & Borussen hier!